Sonntag, 2. Dezember 2012

„Verteidige dein Netz“


„Verteidige dein Netz“... ein interessanter Titel. Selbstverständlich. Aber wovor? Vor den bösen Piraten? Der Mafia? Oder den Kommunisten?
Wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Vielleicht nicht die Kommunisten aber der Rest könnte stimmen.

Gemeint ist nicht die böse Telekom, die mit überteuerten Preisen den Internet-Anschluss unbezahlbar machen will, vielmehr will Google damit sich gegen ein geplantes Gesetz engagieren und sucht Unterstützung bei den User.
Soweit so gut. Viele Versuche unser Internet zu zensieren gab es ja in den letzten Jahre einige. Aber so eine bei den Haaren herbei gezogene Begründung gab es jedoch noch nicht.

Unsere Bundesregierung und vor allem unsere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger fordern ein sogenanntes „Leistungsschutzrecht“. Mit diesem Gesetz sollen künftig Suchmaschinenanbieter wie Google zur Kasse gebeten werden wenn sie sogenannte „Snippets“, also kurze Anrisse von Onlineartikel, ohne ausdrückliche Genehmigung veröffentlichen.

Hört sich doch super an!

Betonung liegt jedoch auf „Hören“.

Es ist eben nicht so super, wenn man da kurz mal drüber nachdenkt. Natürlich ist die Lobbyarbeit der vom aussterben bedrohten Presseverbände hier kaum zu überlesen.
Pressesterben ist ja in aller Munde und da würde so ein Gesetz doch gerade recht kommen. Oder etwa nicht?

Natürlich nicht!

Onlineartikel stehen meist entweder gratis zur Verfügung oder werden so verschlüsselt, dass man ein Bezahlangebot finanzieren muss. Beide Angebote sind nicht Umsonst und das ist auch gut so. Qualitativer Journalismus muss auch entlohnt werden! Da ist man sich einig.

Das Problem ist nun, dass deutsche Presse-Akteure es nicht schaffen aus ihrem Online-Angebot Profit zu schlagen. Und wer von meinen Lesern sich noch nicht gefragt hat, was das nun mit dem geplanten Gesetz zu tun hat bekommt trotzdem die Antwort:

„Snippets“ sind eigentlich eine gute Werbung für Online-Angebote. Wie bereits gesagt, schaffen es die Presse-Riesen kein Geld damit verdienen. Ist das ein Problem von Google? Im Grunde nicht. Google verdient Geld mit seinem „News“-Angebot und die Presse durch die dadurch entstehende Werbung. Also eine klassische Win-Win-Situation. Warum also dieses Gesetz? Ganz einfach. Große Presse-Akteure versuchen nun durch das geplante Gesetz Lizenseinnahmen zu erzielen um die eigene Unfähigkeit zu kompensieren.

Die Folgen wären Fatal:
Suchmaschinenanbieter würden sich nicht mehr trauen solche Dienste anzubieten, Abmahnanwälte verdienen sich eine goldene Nase, die Presselandschaft würde noch mehr verkommen und Newsfeeds würden zu reinen Linklisten verkrüppelt.

In diesem Sinne wäre dieses Gesetz ein Schuss ins eigene Knie und zeugt jediglich von Verzweiflung unfähiger Presseverbände und würde aus einer Win-Win-Situation eine Fail-Fail-Situation machen. Da kann man nur hoffen, dass die FDP genauso weiterhin vermodert wie unsere Presselandschaft.

1 Kommentar:

  1. Das Problem ist doch, dass die meisten Presseunternehmen private Unternehmen sind. Also sind sie auch nur dem kapitalistischen Sachzwang des Geldverdienens unterworfen. Das ist doch mit nichten gut. Wichtiger wäre es, kollektiven Informationsfluss zu organisieren. Genossenschaftliche Zeitungen, kollektiv verwaltete Onlineblogs etc. und das ganze als CC-BY.
    Das Problem an diesem Gesetz ist nicht etwa der fehlende Profit der Unternehmen, bzw. der Maximierungsversuch. Das Problem ist die Einschränkung der Informationsverbreitung. Die hat System. Dem wirkt man aber nicht entgegen, indem man mit der Entlohnung der Presse argumentiert. Bei realistischer Betrachtungsweise erkennt man leicht, dass die zu Verfügung stehende Information auch heute schon nicht objektiv ist, das kann sie auch gar nicht sein. Wenn nämlich eine Partei, ein Jugendverband oder gar autonome Gruppen etwas am herrschenden System kritisieren, dann finden sie in der Press kaum bis nicht statt und wenn doch, dann nur um "klarzustellen" wie ideologisch verblendet diese Menschen sind. Die Frage die man sich stellen sollte ist: Wie organisieren wir eine demokratische, unabhängige Presselandschaft, die in der Lage ist sich von den bisherigen Sachzwängen loszulösen und eine konkrete Gegenöffentlichkeit herzustellen?

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