„Verteidige dein
Netz“... ein interessanter Titel. Selbstverständlich. Aber wovor?
Vor den bösen Piraten? Der Mafia? Oder den Kommunisten?
Wahrscheinlich
eine Mischung aus allem. Vielleicht nicht die Kommunisten aber der
Rest könnte stimmen.
Gemeint ist nicht
die böse Telekom, die mit überteuerten Preisen den
Internet-Anschluss unbezahlbar machen will, vielmehr will Google
damit sich gegen ein geplantes Gesetz engagieren und sucht
Unterstützung bei den User.
Soweit so gut.
Viele Versuche unser Internet zu zensieren gab es ja in den letzten
Jahre einige. Aber so eine bei den Haaren herbei gezogene Begründung
gab es jedoch noch nicht.
Unsere
Bundesregierung und vor allem unsere Bundesjustizministerin Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger fordern ein sogenanntes
„Leistungsschutzrecht“. Mit diesem Gesetz sollen künftig
Suchmaschinenanbieter wie Google zur Kasse gebeten werden wenn sie
sogenannte „Snippets“, also kurze Anrisse von Onlineartikel, ohne
ausdrückliche Genehmigung veröffentlichen.
Hört sich doch
super an!
Betonung liegt
jedoch auf „Hören“.
Es ist eben nicht
so super, wenn man da kurz mal drüber nachdenkt. Natürlich ist die
Lobbyarbeit der vom aussterben bedrohten Presseverbände hier kaum zu
überlesen.
Pressesterben ist
ja in aller Munde und da würde so ein Gesetz doch gerade recht
kommen. Oder etwa nicht?
Natürlich nicht!
Onlineartikel
stehen meist entweder gratis zur Verfügung oder werden so
verschlüsselt, dass man ein Bezahlangebot finanzieren muss. Beide
Angebote sind nicht Umsonst und das ist auch gut so. Qualitativer
Journalismus muss auch entlohnt werden! Da ist man sich einig.
Das Problem ist
nun, dass deutsche Presse-Akteure es nicht schaffen aus ihrem
Online-Angebot Profit zu schlagen. Und wer von meinen Lesern sich
noch nicht gefragt hat, was das nun mit dem geplanten Gesetz zu tun
hat bekommt trotzdem die Antwort:
„Snippets“
sind eigentlich eine gute Werbung für Online-Angebote. Wie bereits
gesagt, schaffen es die Presse-Riesen kein Geld damit verdienen. Ist
das ein Problem von Google? Im Grunde nicht. Google verdient Geld mit
seinem „News“-Angebot und die Presse durch die dadurch
entstehende Werbung. Also eine klassische Win-Win-Situation. Warum
also dieses Gesetz? Ganz einfach. Große Presse-Akteure versuchen nun
durch das geplante Gesetz Lizenseinnahmen zu erzielen um die eigene
Unfähigkeit zu kompensieren.
Die Folgen wären
Fatal:
Suchmaschinenanbieter
würden sich nicht mehr trauen solche Dienste anzubieten,
Abmahnanwälte verdienen sich eine goldene Nase, die Presselandschaft
würde noch mehr verkommen und Newsfeeds würden zu reinen Linklisten
verkrüppelt.
In diesem Sinne
wäre dieses Gesetz ein Schuss ins eigene Knie und zeugt jediglich
von Verzweiflung unfähiger Presseverbände und würde aus einer
Win-Win-Situation eine Fail-Fail-Situation machen. Da kann man nur
hoffen, dass die FDP genauso weiterhin vermodert wie unsere
Presselandschaft.
Das Problem ist doch, dass die meisten Presseunternehmen private Unternehmen sind. Also sind sie auch nur dem kapitalistischen Sachzwang des Geldverdienens unterworfen. Das ist doch mit nichten gut. Wichtiger wäre es, kollektiven Informationsfluss zu organisieren. Genossenschaftliche Zeitungen, kollektiv verwaltete Onlineblogs etc. und das ganze als CC-BY.
AntwortenLöschenDas Problem an diesem Gesetz ist nicht etwa der fehlende Profit der Unternehmen, bzw. der Maximierungsversuch. Das Problem ist die Einschränkung der Informationsverbreitung. Die hat System. Dem wirkt man aber nicht entgegen, indem man mit der Entlohnung der Presse argumentiert. Bei realistischer Betrachtungsweise erkennt man leicht, dass die zu Verfügung stehende Information auch heute schon nicht objektiv ist, das kann sie auch gar nicht sein. Wenn nämlich eine Partei, ein Jugendverband oder gar autonome Gruppen etwas am herrschenden System kritisieren, dann finden sie in der Press kaum bis nicht statt und wenn doch, dann nur um "klarzustellen" wie ideologisch verblendet diese Menschen sind. Die Frage die man sich stellen sollte ist: Wie organisieren wir eine demokratische, unabhängige Presselandschaft, die in der Lage ist sich von den bisherigen Sachzwängen loszulösen und eine konkrete Gegenöffentlichkeit herzustellen?